Fußball

"Alles in Händen der Camorra" Justiz greift ein: Mafia kontrolliert offenbar Zweitliga-Klub

Die Startelf von Juve Stabia beim Heimspiel gegen US Avellino am vergangenen Wochenende.

Die Startelf von Juve Stabia beim Heimspiel gegen US Avellino am vergangenen Wochenende.

(Foto: IMAGO/NurPhoto)

Sportlich läuft es für Juve Stabia ganz ordentlich, der Fokus beim italienischen Zweitligisten liegt jetzt jedoch erst einmal abseits der Ergebnisse. Die Justiz geht davon aus, dass die Mafia massiv auf den Klub einwirkt. Deshalb wird Juve Stabia ab sofort zwangsweise von externen Fachleuten geführt.

Der italienische Fußball-Zweitligist Juve Stabia ist wegen mutmaßlicher Mafia-Verstrickungen unter Zwangsverwaltung gestellt worden. Ein "System mafiaähnlicher Einflussnahme auf die wirtschaftlichen Aktivitäten des Klubs" sei bei Ermittlungen aufgedeckt worden, hieß es von den Behörden.

Juve Stabia hat seinen Sitz in Castellammare di Stabia nahe Neapel, wo die Camorra, eines der einflussreichsten kriminellen Netzwerke Italiens, beheimatet ist. Der Verein steht derzeit auf dem siebten Platz der Serie B, nur einen Punkt hinter Platz drei.

"Die Spieler mussten nur spielen, die Camorra kümmerte sich um den Rest", zitierten italienische Medien den zuständigen Staatsanwalt Nicola Gratteri. "Die Reisen der Mannschaft, die Sicherheit, die Verpflegung, die Verwaltung der Eintrittskarten: alles lag in den Händen der Camorra", erklärte Gratteri.

Insbesondere zwei Camorra-Clans sollen ihre Finger im Spiel gehabt haben: die der D'Alessandro- und Imparato-Familien. Staatsanwalt Giovanni Melillo sprach von einem "besorgniserregenden Gesamtbild". Er geht davon aus, dass künftig ähnliche Fälle bei anderen Klubs aufgedeckt werden - und "nicht nur Regionen, in denen die Mafia traditionell verankert ist, und auch nicht nur im Fußball".

In der vergangenen Saison hatte der Urenkel des faschistischen Diktators Benito Mussolini, Außenverteidiger Romano Floriani Mussolini, für Juve Stabia gespielt. Inzwischen ist er zum Serie-A-Aufsteiger US Cremonese gewechselt. Juve Stabia war in der Vorsaison als Aufsteiger starker Fünfter geworden und hatte in den Aufstiegsplayoffs gegen den späteren Aufsteiger Cremonese verloren.

Verschiebung der nächsten Spiele steht im Raum

Die Maßnahmen der Zwangsverwaltung sehen vor, dass der Verein seine sportlichen Aktivitäten fortsetzen darf, er wird jedoch unter Aufsicht eines Teams von Fachleuten gestellt. Juve Stabia erklärte, dass sich die Vorwürfe auf externe Dienstleister bezögen und weder Anteilseigner noch aktuelles Management des Vereins im Verdacht stünden, Verbindungen zur organisierten Kriminalität zu haben. Der Klub beabsichtige, mit den Justizverwaltern zusammenzuarbeiten. Zudem bestehe keine Gefahr sportlicher Sanktionen.

Der Präfekt von Neapel, Michele di Bari, schloss allerdings auch nicht aus, dass die nächsten Heimspiele von Juve Stabia verschoben werden. Damit steht das Heimspiel am kommenden Mittwoch gegen Bari ebenso auf der Kippe wie das Spiel gegen Palermo am 8. November.

Bereits im vergangenen Monat hatten Staatsanwälte in Kalabrien einen ähnlichen Schritt gegen den Drittligisten FC Crotone unternommen - im Rahmen einer Serie von Ermittlungen zur Infiltration des Fußballs durch organisierte Kriminalität und Ultra-Gruppierungen.

Quelle: ntv.de, tsi/dpa/sid

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